Der spirituelle Gehalt ...

... des Valashu-Epos kündigt sich bereits in den Begrifflichkeiten dieser Welt an. Da ist von Chakren die Rede, von Meditieren, von Zanshin und Kundalini. Es gilt einen Lichtstein zu finden – den Gral -, und den Maitreya, der den Lichtstein benutzen soll. Begriffe, die in den Bereichen der Spiritualität und auch Esoterik bekannt sind. Auch die Bruderschaften und Schwesternschaften widmen sich spirituellen Traditionen, die aus fernöstlichen Weisheitslehren stammen.

Aber das allein reicht nicht aus, um von spiritueller Fantasy zu sprechen, es könnte auch ein bloßes, wenn auch immer noch sehr geschicktes Jonglieren mit Versatzstücken sein. Und ein Fantasy-Werk, das eine stark kirchliche Komponente hat (wie z.B. Kate Elliotts Sternenkrone), ist schließlich auch nicht gleich religiöse Fantasy. 

Nein, um etwas wie spirituelle Fantasy zu sein, braucht es mehr. Es braucht eine Verschmelzung von Hintergrundgeschichte und Vordergrundgeschichte zu den spirituellen Grundthemen des Menschen. 

Zu diesen spirituellen Grundthemen gehört die Überzeugung, dass wir alle einen göttlichen Ursprung in uns haben, der uns auf einer tiefen Ebene miteinander verbindet und der in allem, was uns umgibt, aufleuchtet. Ferner gehört dazu, dass wir das Wissen um diesen göttlichen Ursprung verloren haben und getrennt davon sind. Die Folge davon sind Angst, Schmerz, eine tiefe Sehnsucht nach Erlösung von dieser Trennung und unzählige Versuche, irgendwie wieder in die Ganzheit, in das Bewusstsein um unsere Göttlichkeit zurückzukommen. Versuche, die, wenn wir das wahre Ziel nicht vor Augen haben, nur zu leicht tiefer ins Leiden hineinführen - und statt den unschuldigen, unzerstörbaren Teil in uns zu finden, fühlen wir uns mehr und mehr schuldig oder fangen sogar an, die Welt und andere zu hassen und abzulehnen. 

Das Valashu-Epos handelt von genau diesen Dingen. Davon, dass es wichtig ist, das Bewusstsein für unsere Göttlichkeit zu befreien. Davon, dass es wichtig ist zu wissen, dass wir alle vom gleichen Ursprung abstammen und alles miteinander verbunden ist. Davon, dass es wichtig ist, sich selbst zu erkennen – als ein Wesen, das stets in dem Konflikt zwischen göttlichem und irdischem, körperlichen Sein mitsamt den damit verbundenen Bedürfnissen steht. 

All das wird im Valashu-Epos anhand einer an sich einfachen Geschichte dargestellt. Morjin, der einst den Lichtstein in den Händen hielt, als er auf Ea war, wurde von den irdischen Bedürfnissen und Ängsten und dem Lichtstein überwältigt und wollte ihn für sich allein haben. Er tötete, aber töten bedeutete für jemanden wie ihm Verstoß von dem hohen Rang, den er in der Entwicklung als göttliches Wesen bereits eingenommen hatte. Er kehrte nicht mehr zurück, sondern blieb auf Ea - und damit getrennt von den Sternen. Darauf wiederum fand er keine andere Antwort, als sich mehr und mehr dem Bösen zuzuwenden, es als das Gute darzustellen und nach dem verschollenen Lichtstein zu suchen, um mit seiner Macht Ea in Dunkelheit  versinken zu lassen. 

Was macht man, wenn man das Böse vor sich hat und weiß, dass man es nicht einfach dabei belassen kann? Was macht man, wenn man – wie Val – ein klares Bewusstsein von der Göttlichkeit aller Wesen hat und nicht töten kann (was sich durch das Valarda offenbart), weil man sich damit selbst töten würde? Wie leicht ist es, im Bestreben, Gutes zu tun, sich zu irren? Und was tut man, wenn man auf irdischer Ebene dann doch schuldig geworden ist? Wie kann man das eigene göttliche Sein bewahren, ohne in Schuldgefühlen und Hass zu versinken wie Morjin – und wie es auch Keyn und Val droht? 

Dies sind einige der Fragen, die im Valashu-Epos gestellt werden – die anhand der Geschichte durchgespielt werden. Spirituelle Fragen, die jeden von uns früher oder später in unserem Leben betreffen: eben weil sie sich daraus ergeben, dass wir aufgespannt sind zwischen Himmel und Erde. 

Die Geschichte um den Lichtstein und Morjin endet mit dem vierten Band des Valashu-Epos. Die Fragen indes, die in uns angerührt worden sind, bleiben bestehen. Niemand kann sie beantworten als wir selbst. Auch deshalb bezeichne ich das Valashu-Epos als spirituelle Fantasy – es ermutigt uns, diese Fragen zu stellen. Es ermutigt uns, ein Bewusstsein für unsere göttliche Natur zu entwickeln. Für die Verbundenheit allen Lebens. Für ein tiefes Verständnis davon, was Leben wirklich bedeutet.